Hier geht's zur Startseite des Jour Fix

  J O U R   F I X
Kölner -Kult-Treff

 
 
 

Interview mit Regisseur Herwig Fischer
im November 2005

Herwig Fischer


 
 
 
Während seines Studiums der Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen (1982 bis 1990) arbeitete Herwig Fischer u.a. als Film- und Fernsehkritiker und absolvierte ein Regie-Volontariat beim ZDF. Von 1990 bis 1993 arbeitete er bei dem dortigen Sender als Regisseur und Redakteur. Seit 1993 ist der 1961 geborene Ulmer als freier Regisseur und Drehbuchautor tätig. Seit November 1999 inszeniert Herwig Fischer unter anderem auch Folgen für die Lindenstraße.
 
Wie er zu Deutschlands berühmtester Straße gekommen ist, wie der Arbeitalltag eines Regisseurs in der Lindenstraße aussieht und wie er sich mit den Schauspielern auf die einzelnen Szenen vorbereitet, das alles und noch viel mehr erfahrt ihr in unserem großen Interview mit den sympathischen Regisseur.
 
 
 
 
 
 
 
 

Wolltest Du schon immer Regisseur werden und wie fing alles an?
Nee, immer natürlich nicht. Nach dem Abi wollte ich Regisseur werden, denn ich wusste ehrlich nicht, was ich machen soll und habe zunächst überlegt, ob ich vielleicht Mathe oder Physik studieren soll. Dann habe ich aber den Film "La Luna" gesehen und hinterher wusste ich, dass ich Regisseur werden will.
 
Wie ging es dann weiter?
Dann habe ich Theaterwissenschaften, Philosophie und Germanistik studiert, weil ich nicht wusste, ob ich das wirklich kann und deshalb habe ich so ein bisschen "drumrum" studiert. Anschließend habe ich Kurzfilme gemacht, die auch auf Festivals gelaufen sind, und nach dem Studium habe ich ein Regievolontariat beim ZDF gemacht.
 
Wie bist Du zur Lindenstraße gekommen?
Ich habe "die Anrheiner" gedreht und der damalige Herstellungsleiter der Lindenstraße Fred Illgner kam vorbei und hat gesagt, dass für die Lindenstraße ganz dringend ein Regisseur gesucht wird, weil ein Kollege, der große George Moorse, einen Schlaganfall bekommen hat. Und Hans W. Geißendörfer hat dann den Fred gefragt, ob er jemanden kennt. Fred hat mich von den Anrheinern her gekannt und hat mich für gut befunden und dann habe ich mit dem Hans telefoniert, der gerade auf seiner Lieblingsinsel Rhodos war. Ich habe ca. zehn Minuten mit ihm telefoniert und Hans sagte dann: "Ja, ich habe Dich zwar noch nie gesehen, aber Du klingst sehr sympathisch und wenn der Fred das sagt, dann ist das in Ordnung." Und von diesem Zeitpunkt an bin ich dabei.
 
Als ich mich dann vorbereitet habe, ging es zunächst darum, dass ich erst einmal ein paar Folgen mache, weil man davon ausging, dass George Moorse noch einmal aus dem Krankenhaus kommt, aber dann ist er leider gestorben.
 
Ich habe also die erste Staffel gemacht und dann hing das Bild von George mit einem schwarzen Trauerband vor meiner Bürotür. Und die Schauspieler kamen rein und haben noch nicht einmal gewusst, dass er tot ist. Und dann stehst Du da in dem Raum und drehst mit Leuten, die völlig schockiert sind und Du stehst dort dabei und das war ganz schlimm.
 
Du hast die Lindenstraße vor Deiner Arbeit dort noch nie gesehen. Wie war das für Dich, als Du neu in die Produktion kamst?
Ich hatte ja eine Vorbereitungszeit von dieses Mal nur zwei Wochen, normalerweise sind es vier Wochen, aber da ich kurzfristig eingesprungen bin, waren es dieses Mal eben nur zwei Wochen. Ich habe dann die Regie-Assistentin vom George übernommen und konnte die natürlich sehr viel fragen. Das Blöde war nur, dass das alles in der Sommerpause war und somit kein Schauspieler am Set war, so dass ich die schon einmal kennenlernen konnte. Und ich konnte auch nicht sehen, wie produzieren die, wie machen die das, wie funktioniert das alles überhaupt? Und nach der Sommerpause standen auf einmal alle in meinem Büro und es war erst einmal betretendes Schweigen, weil George eine Woche vorher gestorben war. Aber irgendwie hat man natürlich angefangen und irgendwie ging dann auch alles ganz vorsichtig wieder los.
 
Aber das Prinzip von der Lindenstraße war insofern nun auch nicht schwierig, weil ich vorher ja auch schon "Soap" gemacht habe. Das ist ja vom Grundsätzlichen her ziemlich klar. Nur muss man gucken, dass die Lindenstraße eben viel filmischer arbeitet, so dass man das alles ein bisschen komplexer machen muss.
 
Wie sieht denn so eine Vorbereitungszeit aus, bevor Du mit dem Drehen anfängst?
Zunächst einmal liest man die Drehbücher und dann geht man an die Geschichten und überlegt sich, ob diese einsichtig sind, ob es irgendwelche Lücken gibt, glaubt man irgendwelche Sachen nicht oder gibt es irgendwelche logischen Fehler, die da drin sind...? Das ist das Erste, was man macht. Anschließend gibt es eine Buchbesprechung und dort geht es auch nicht um irgendwelche technischen Dinge, wie man zum Beispiel die Kameras in den Drehs positioniert, sondern da geht es wirklich nur um die Figuren, nur um die Glaubwürdigkeit und nur um die Erzählstränge.
 
Dann wird natürlich auch besprochen, worauf man achten muss, wo besondere Anforderungen drin sind und auch auf die Schauspieler muss man achten, dass sie in bestimmte Richtungen später beim Dreh gehen.
 
Und wenn man das alles und auch die Änderungen hat, denn man kann natürlich auch Änderungsvorschläge machen, dann wird erst überlegt, wo man die Kameras hinstellen kann, was man für Requisiten braucht und so weiter.
 
Und für diese ganzen Dinge ist dann auch noch der Regisseur zuständig?
Die Kameraaufteilung macht der Regisseur, aber alles was Requisiten anbelangt, dafür ist die Regie-Assistentin zuständig, die macht dann eine Bestandsaufnahme von den ganzen Büchern und bespricht mit dem Aufnahmeleiter den Drehplan. Der Drehplan wird dann vorgeschlagen vom Aufnahmeleiter und wir gucken, ob das auch an den jeweiligen Tagen machbar ist oder auch nicht und dementsprechend wird das dann manchmal auch umgeschichtet, weil zum Beispiel nicht immer alle Schauspieler zur Verfügung stehen.
 
Du inszenierst ja neben der Lindenstraße auch die wöchentliche WDR-Serie "die Anrheiner". Gibt es da einen Unterschied zur Lindenstraße?
Drehtechnisch ganz klar, denn die Anrheiner werden nur mit zwei miteinander gekoppelten Kameras gedreht, und zwar mit zwei gekoppelten EB-Kameras, Außenkameras.
 
Die Lindenstraße hingegen ist eine reine Studioproduktion und wird mit drei Studiokameras gedreht und basiert auf Liveschnitt. Für die Anrheiner gibt es hinterher einen extra Schnitttermin.
 
Die Lindenstraße versucht also schon während des Drehs das Meiste zu schneiden und hinterher kommt nur noch der Feinschnitt, oder?
So ist es. Wobei es bei der Lindenstraße so ist, je filmischer es wird, desto mehr lässt man die Kameras auch separat aufzeichnen und dann wirklich hinterher in den Schnitt geht. Oder beispielsweise jetzt, als Larry Hagmann da war, war es natürlich so, dass wir auf ihn zwei Kameras fest abgestellt haben, die separat aufzeichnen, und alles drum rum wird dann geschnitten. Denn die Einstellungen mit Larry Hagmann kann man natürlich nicht wiederholen und so ist es einfach sicherer.
 
Beschreibe doch mal einen ganz normalen Drehtag in der Lindenstraße?
Als erstes, wenn ich das Studio betrete, brauche ich einen Kaffee. Dann begrüße ich die Leute, gucke ein bisschen, denn die Sachen sind alle schon vorbereitet. Anschließend spreche ich mich mit der Regie-Assistentin ab, was an dem Tag anliegt, dann begrüße ich den Kameramann, sage dem Aufnahmeleiter "hallo"... und dann geht man ins Studio und probt mit den Schauspielern eine Viertelstunde. Anschließend kommt das Team rein und die Schauspieler spielen die Szene vor und während des Vorspielens sage ich, wo die Kameras stehen sollen. Dann wird das Licht gesetzt und die Requisiteure richten die Szene her.
 
Wenn Du mit den Schauspielern die Szenen probst, lässt Du ihnen dann erst einmal die Freiheit selbst zu zeigen, wie sie die Szene spielen würden oder sagst Du ihnen schon ganz genau, wie Du Dir die Szene vorstellst und wie die Schauspieler diese umzusetzen haben?
Jein. Inhaltlich weiß ich ziemlich genau was ich will. Und bestimmt Dinge, wenn z.B. einer in der Küche am Herd steht und kocht, sind ja schon im Drehbuch vorgegeben. Also so bestimmte Eckdaten sind da. Manchmal hake ich nur noch mal bei den Schauspielern nach, was in der Szene wirklich wichtig und was die Message ist. Oft ist es einfach noch mal wichtig, dass wir uns das gegenseitig erzählen, damit wir noch einmal die gleiche Basis haben. Damit wir auch wissen, wo stehen wir gerade bei der Rolle und was ist da wichtig. Manchmal ist es dann so, dass da eine ganz bestimmte Emotion, die da drin steckt, für mich wichtig ist und die ich dann zusätzlich noch gerne hätte.
 
Und dann gehen wir das ganz langsam durch. Anschließend machen wir die Gänge, dann tasten wir uns daran, dann wird korrigiert, dann wird noch mal korrigiert und noch mal korrigiert... Dann gibt es Ideen, die während der Szene entstehen. Wenn man genau hinguckt, bietet der Schauspieler an bestimmten Stellen etwas an, dann greift man das auf und guckt, wie man das noch weiter entwickeln kann und das entwickelt sich dann manchmal so weit, so dass die Probenzeit dann manchmal zu kurz ist. Danach lassen wir die Technik einrichten und gehen zusammen raus, wenn die Schauspieler eigentlich Maskenzeit haben und gehen es dann so lange durch, bis wir zufrieden sind.
 
Es ist also ein gemeinsamer Prozess. Wir wissen, wo wir hinwollen, aber der Weg, wie wir dahin kommen, der ist relativ frei und das soll ja auch relativ spannend sein und Spaß machen.
 
Hast Du selber Lieblingsfiguren in der Lindenstraße?
Die Lieblingsfiguren wechseln mit den Geschichten. Es gibt keine Lieblingsfiguren, sondern es gibt Lieblingsgeschichten. Das ist von Staffel zu Staffel verschieden. Was jetzt beispielsweise in der Staffel ist... Aber das dürft ihr gar nicht wissen. Das sage ich jetzt nicht.
 
Und von den vergangenen Staffeln?
Unterschiedlich. Was ich zum Beispiel sehr gerne gemacht habe, als Berta Griese ihre Allergie hatte. Das fand ich zum Beispiel sehr interessant. Super interessant fand ich auch die Bulimie Geschichte von Sarah Ziegler. Total witzig fand ich außerdem die Geschichte mit Murat und Olli im Schrank von Phil Seegers.
 
Bist Du bei der anschließenden Abnahme der Folge auch mit dabei?
Ja klar. Das ist die Stunde der Wahrheit, da bin ich natürlich dabei. Da muss ich dabei sein. Und dann kriege ich da alles gesagt, was ich falsch gemacht habe.
 
Und was gibt es da so für Kritik?
Alles mögliche. Hans W. Geißendörfer ist Regisseur, der macht da schon eine umfassende Kritik.
 
Kommt es auch vor, dass er dann bei der Abnahme so unzufrieden ist, so dass eine Szene noch mal gedreht werden muss?
Das kann schon vorkommen, ja. Aber dann müssen schon ganz gravierende Dinge vorliegen, wenn man das macht, weil das in den Produktionsablauf eingreift und es kostet natürlich auch zusätzliches Geld.
 
Es ist aber auch so, dass alles, was in der Abnahme gesagt wird, am nächsten Tag noch mal überprüft wird, weil in die Abnahme viele verschiedene Leute mit total unterschiedlichen Stimmungen reinkommen. Und erst am nächsten Tag, wenn man schon wieder ein bisschen Distanz gewonnen hat, erst dann wird eine Entscheidung getroffen, ob die Szene wirklich noch mal gedreht werden soll.
 
Was für Szenen sind für Dich besonders schwer zu drehen?
Für mich ist es manchmal schwer komische Sachen zu drehen, weil es in der Lindenstraße schwierig ist komödiantische oder komische Dinge zu machen.
 
So was kann man ja auch nicht unbedingt mit allen Figuren machen. Nur mit ganz wenigen Figuren, wie z.B. mit Olli und Murat.
Ja, aber auch da muss man aufpassen, dass man nicht über die Strenge schlägt, denn das Verständnis von Komik ist ein sehr präzises, was da drin ist und die Freiheit ist da eigentlich nicht sehr groß, was man da zeigen kann. Und auch wenn man mit einem Augenzwinkern in solche Szenen reingeht, wie z.B. die Szene mit Murat und Olli, als sie sich damals im Schrank in der Villa von Phil Seegers versteckt haben, das ist ein ganz schwieriges Thema. Obwohl man manchmal natürlich auch Resonanz, z.B. aus Fanclubs, bekommt und die Leute sagen, das war witzig, aber von vielen wird das eben auch nicht als so witzig gesehen. Und für mich ist das einfach schwierig, weil ich damit manchmal auch einfach ein bisschen über die Strenge schlage.
 
Was ich allerdings nicht mag, ist auf sicheren Terrain zu arbeiten. Das interessiert mich auch gar nicht. Der Spaß besteht für mich darin auch die Grenzen zu finden. Und manchmal ist es einfach auch so, dass man eins drauf setzt oder gar drüber ist, aber das ist dann auch nicht so sehr schlimm. Dann bekommt man gesagt: "Halt den Ball flach, komm mal wieder zurück." Und dann weiß man: "Aha, hier ist so die Sache, da darfst Du nicht drüber hinaus gehen." Aber ohne das Spiel mit den Grenzen wäre das auch nicht interessant. Ich glaube das würde auch der Serie nicht gut tun.
 
Kommt die Komik denn dann vom Regisseur oder versuchen die Drehbuchautoren das auch mit ins Buch zu schreiben?
Die versuchen das auch mit ins Buch zu schreiben und das ist auch drin und alles vorhanden, aber es ist ein ganz schmaler Grad.
 
Man kann so eine Komik ja auch nicht unbedingt mit allen Leuten zeigen, bzw. man würde sie nicht allen Lindensträßlern abnehmen. Hajo ist zum Beispiel noch komisch oder natürlich der Penner Harry, obwohl der natürlich mit seiner Weisheit nicht als "klassischer" Penner dargestellt wird. Bei ihm ist auch immer ganz automatisch Komik mit dabei. Obwohl ein Penner im wirklichen Leben wahrscheinlich nicht immer so gut gelaunt wie unser Harry ist.
Das ist ja da das Problem. Harry ist eine komplette Kunstfigur. Das hat mit Realismus nichts zu tun. Und das in einer Serie, die eigentlich sehr realistisch sein will. Es gibt immer die Regeln und es gibt die Ausnahmen und es ist nicht immer einfach zu sehen, wo gibt es jetzt die Regel und wo kann man sich eine Ausnahme erlauben. Aber deshalb macht es ja auch Spaß. Alles andere, wenn es das nicht gäbe, wäre tot langweilig.
 
Etwas unrealistisch waren vielleicht auch einige Szenen bei der Koma-Geschichte mit Ines. Zum Beispiel, dass sie immer auf dem Rücken lag oder plötzlich Fisch in ihrer künstlichen Nahrung zu essen bekam...
Ja, zum Beispiel jetzt bei der Koma-Geschichte: Wir haben jetzt die Ines, wie sie aufwacht und das wird mit ärztlicher Betreuung gemacht, also mit einem Arzt, der während der Dreharbeiten mit dabei ist und der uns auf die Finger guckt. Das ist im Grunde genommen aber so, dass der Genesungsprozess, wenn man ihn realistisch nimmt, für eine Serie zu lange dauern würde. Das ist etwas, das können wir nicht machen. Das heißt, wir beschleunigen den Genesungsprozess. Trotzdem müssen die Etappen, so wie sie sind, korrekt sein. Und da bekommen wir auf jeden Fall auch die fachliche Beratung und haben auch viel mit Ärzten telefoniert.
 
Dass es dann manchmal auch ein bisschen ausufert und wieder ein bisschen weggeht vom Realismus, das kann schon vorkommen. Die Resonanz von den Zuschauern der Lindenstraße ist auch außergewöhnlich stark. Die ist sehr sehr groß. Gerade bei der Lindenstraße. Aber man muss auf der anderen Seite auch sehen, dass es eine Serie ist. Es gibt einfach bestimmte Dinge, die können nicht realistisch gemacht werden, wie beispielsweise die Dauer eines komatösen Genesungsprozesses. Das funktioniert nicht. Ich glaube auch, dass dann irgendwann einmal die Zuschauer sagen würden: "Jetzt wird es aber Zeit, dass die Ines einfach mal wieder 'normal' da ist."
 
Liest Du Dir Zuschauerkritik durch?
Soweit sie an mich herangetragen wird und da ist, ja. Ich mach das aber auch oft so, dass ich dann ins Pressebüro gehe und gezielt frage, wie die ein oder andere Geschichte bei den Zuschauern angekommen ist. Zum Beispiel: "Wie war jetzt die Olli und Murat Geschichte? Wie ist sie bei den Zuschauern angekommen? Wurde das als witzig oder nicht witzig aufgenommen...?" So hole ich mir dann den Backround.
 
Wenn es die neuen Drehbücher gibt, liest Du sie Dir alle durch oder wirklich nur die Folgen, die Du auch inszenieren wirst?
Ich kriege nur die Bücher, in denen ich Regie führe. Bis auf zwei/drei Bücher, die im Vorfeld da sind, damit ich reinkomme in die Geschichten und weiß, was in der Zwischenzeit gelaufen ist.
 
Was machst Du denn sonntags um 18.50 Uhr?
Mit dem Zug nach Köln fahren, um dort die Lindenstraße zu drehen. Ich wohne nämlich in Erlangen.
 
Wie verbringst Du Deine Drehpausen in der Lindenstraße? Oder hast Du da gar nicht so viel Freizeit, wenn die Schauspieler ihre Szene abgedreht haben und Du musst gleich die nächste Szene vorbereiten.
Das hat einen ganz anderen Biorhythmus bei uns. Die einzigen Pausen, die ich habe, sind die, wenn das Lichtteam drinnen das Licht setzt. Ansonsten läuft das so ab, dass unmittelbar nach Ende der Szene die Probe für die nächste Szene beginnt. Da kommt man dann gar nicht raus aus dem Studio, sondern es geht gleich weiter.
 
Dann hat der Regisseur ja wirklich den meisten Stress.
Ich würde das nicht als Stress ansehen. Lindenstraße zu drehen ist was Schönes.
 
Aber es gibt viel zu tun.
Aber im Vergleich zu anderen Produktionen: Es ist viel zu tun und es ist ausreichend zu tun, aber es ist gut geregelt, was man tut. Wir haben in der Lindenstraße nicht so einen "last minute"-Stress, wie bei anderen Produktionen, wo Du draußen stehst und die Sonne geht weg, der Drehplan, das Set geht weg und man kann dann nicht mehr drehen und man muss es auf Teufel komm raus irgendwie reinkriegen.
 
Dadurch, dass wir in der Lindenstraße im Studio drehen und die Außenkulisse direkt angeglichen ist, gibt es auch, wenn beispielsweise eine Szene mal nicht in den Kasten kommt, die Möglichkeit, das noch irgendwie nachzudrehen. Deshalb drehen wir auch so lange Strecken und können so lange durchhalten, denn sonst würde das gar nicht gehen. Sonst würde es vom Team nicht gehen und von den Leuten nicht gehen, die es das ganze Jahr über machen. Deshalb braucht man, im Gegensatz zu anderen Drehs, einen geregelten und vernünftigen und mit den Kräften von den Leuten ökonomisch haushaltenen Ablauf. Das wäre sonst gar nicht möglich und sonst würde die Lindenstraße, wenn es anders gemacht würde, auch nicht schon 20 Jahre existieren. Und bei der Lindenstraße wird ganz genau geguckt, wieviel man den Leuten zumuten kann, dass so etwas auch über das ganze Jahr hinweg funktioniert.
 
Was machst Du in Deiner Freizeit?
Mich um meine Familie kümmern.
 
Was hast Du für Zukunftspläne?
Ich würde gerne große Filme machen. Mit eigenen Idee und eigenen Storys.
 
Wenn Du Dein Leben noch einmal leben könntest, gibt es Dinge, die Du heute anders machen würdest?
Da gibt es immer was, aber nicht die wichtigsten Dinge.
 
Was ist Dein größer privater Wunsch oder Traum?
Gesund zu bleiben.

 

Steckbrief:
 
Geburtstag:
2. Oktober 1961
 
Geburtsort:
Ulm
 
Größe:
1, 85 m
 
Lieblingsstar:
Da gibt es keinen
 
Lieblingsfilm:
Viele... Oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott...
 
Lieblingsserie:
So etwas wie Twin Peaks finde ich unglaublich stark. Das finde ich ganz sensationell und ganz außergewöhnlich groß. Und wenn wir jetzt in Deutschland bleiben, mag ich die allererste Serie, die der Dietl gemacht hat, "Münchner Geschichten".
 
Lieblingsessen:
Ich bin ein Allkostverwerter, so dass es da nichts gibt, was ich am Liebsten esse.
 
Lieblingsgetränk:
Das ist bei mir alles saisonal abhängig. Was ich im Winter trinke ist was anderes, was ich im Sommer oder im Herbst trinke. Insofern gibt es nicht das Lieblingsgetränk.
 
Lieblingsstadt:
In Deutschland ist es mit haushohem Abstand Köln. Und so global gesehen ist meine Lieblingsstadt, schlägt noch ein bisschen New York, London.
 
Lieblingsland:
Deutschland
 
Lieblingsfreizeitbeschäftigung:
Habe ich Freizeit? Aber ansonsten quatsche ich sehr gerne mit Leuten.
 
Was geht Dir auf die Nerven?
Ganz schwer auf die Nerven geht mir, wenn ich Dinge wiederholen muss. Unkonzentriertheit geht mir auch komplett auf die Nerven. Das kommt natürlich auch immer wieder am Set vor und das ist auch was ganz normales, was menschliches und die Hauptsache ist es einfach, die Konzentration am Set zu schaffen. Der Job vom Regisseur, der ist, das was man faktisch macht, nur zur Hälfte, wirklich nur zur Hälfte wird man dafür bezahlt, das muss man sowieso beherrschen. Alles andere ist Psychologie, also mit einem Team umgehen zu können. Man muss es auch nicht unbedingt im Blut haben, aber man muss es lernen.
 
Welche Eigenschaften sollten Deine Freunde haben?
Das aller aller aller aller aller Wichtigste ist Beständigkeit und Treue. Also Treue in der Gestalt, dass es nichts wischiwaschimäßiges ist, sondern wenn es Freundschaft ist, dann muss die was aushalten und die muss über alle Höhen und Tiefen hinweggehen.
 
Gibt es etwas, was Du den Lindenstraße-Fans noch sagen möchtest?
Bleibt dran und bleibt uns treu!

 

• Zurück zur Übersicht