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Kölner -Kult-Treff

 
 
 

Interview mit Erkan Gündüz
am 26. Oktober 2003

Erkan Gündüz


 
 
 
Er ist sehr sportlich und liebt besonders asiatische Kampfsportarten. Diese Sportlichkeit kam Erkan auch für seine Tätigkeit als Stuntman zu Gute, bevor er sein Engagement in der Lindenstraße bekam, auf das er ganz gezielt hingearbeitet hat. Mit Willi Herren bildet der gelernte Schlosser ein unschlagbares komödiantisches Duo in der Serie, was besonders die Zuschauer zu schätzen wissen.
 
Wieviel Spaß Erkan an seiner Rolle in der Lindenstraße hat, was er eventuell anders machen würde und wie Murats Verhalten bei den Zuschauern ankommt, das alles und noch viel mehr könnt ihr in unserem großen Interview mit dem sympathischen Lindensträßler lesen.
 
 
 
 
 
 
 
 

Wie bist Du zur Lindenstraße gekommen?
Durch ein Casting. Ich habe meine Bewerbung an Horst D. Scheel geschickt und er war dann quasi der Mann, der mich entdeckt hat.
 
Hast Du die Lindenstraße schon vor Deinem Engagement in der Serie gesehen?
Ja, aber nur ein Jahr vorher.
 
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Dir und Murat?
Es gibt so gut wie keine Gemeinsamkeiten zwischen uns, außer [Erkan lacht] daß er manchmal nett zu den Leuten ist.
 
Was magst Du an Murat und was magst Du nicht an ihm?
Seine proletenhafte Art mag ich überhaupt nicht, aber ich mag seine Beständigkeit. Er weiß, was er will.
 
Welche Rolle, außer Murat, könntest Du Dir vorstellen noch in der Lindenstraße zu spielen?
Ich bin eigentlich sehr zufrieden mit meiner Rolle.
 
Was war in der Lindenstraße Deine bisherige Lieblingsszene?
Ja, das mit dem toten Onkel im Sarg und dem Leichenwagen fand ich schon sehr gut. Aber auch die Fußballszenen haben mir sehr gefallen.
 
Wie lange brauchst Du, bis Du Deinen Text kannst?
Ca. einen Monat. [Erkan lacht] Ich brauche sehr lange dafür. Ich bin kein Textlerner.
 
Gibt es manchmal auch Änderungen, wenn Du das Drehbuch liest, wo Du sagst: "Nee, so möchte ich das lieber nicht spielen" oder "das könnte man auch anders machen..."?
Teilweise habe ich ja Einfluß auf den Dialog. Ich gehe dann in die Dramaturgie und sage zum Beispiel: ""Also so würde das Murat aber nie sagen..." und dann wird die Ausdrucksweise des Textes geändert. Inhalte können wir allerdings nicht ändern.
 
Wenn Du die Lindenstraße-Drehbücher schreiben dürftest, was würdest Du an Deiner Rolle anders machen?
Murat könnte ruhig ein bißchen Romantik vertragen, denke ich.
 
Was machst Du sonntags um 18.40 Uhr?
[Erkan summt die Lindenstraße-Melodie] Lindenstraße gucken!
 
Welchen beruflichen Traum würdest Du Dir gerne noch erfüllen?
Ich würde gerne mal singen können, obwohl ich das überhaupt nicht kann.
 
Was ist Dein größter privater Wunsch?
Ein supergroßes Haus, wo die ganze Familie mitwohnt.
 
In welcher Serie, außer Lindenstraße, könntest Du Dir vorstellen noch mit zu spielen?
Ich finde Tatort ganz interessant. Ein großer Traum wäre es natürlich, auch mal in einem Kinofilm mitzuspielen. Ein Boxfilm wäre zum Beispiel superschön, vielleicht mal eine Biografie von irgendeinem Boxer zu verfilmen. Das könnte ich mir gut vorstellen und da würde ich auch jeden Tag für trainieren.
 
Machst Du viel Sport?
Jetzt wieder ja. Seit drei Wochen bin ich wieder intensiv dran. Aber auch früher habe ich zwei Mal in der Woche Sport gemacht, denn das macht den Kopf frei. Ich mache sehr viele asiatische Kampfsportarten, die auch was mit Meditation zu tun haben.
 
Aber Du hast doch beim Kölner Medienlauf vor zwei Jahren auch mal ein bißchen gemogelt, oder?
Richtig. Da war ich körperlich nicht so ganz fit an dem Tag und wir sollten fünf Kilometer laufen und da haben Jo Bolling und ich gesagt: "Weißt Du was, laß uns mal eine Abkürzung nehmen". Und so waren wir, glaube ich, noch 50ster, aber es war immerhin noch besser als ein Jahr vorher, da waren wir irgendwie auf dem 100. Platz.
 
Ist eure Mogelei denn gar nicht aufgeflogen oder habt ihr es am Ende zugegeben?
Wir hätten es nie zugegeben! Aber Andrea Spatzek war vor uns und hat uns erwischt, aber sie hat uns nicht verpetzt sondern gesagt: "Hört mal, wie schnell seit ihr denn eigentlich?" Und dann ist es rausgekommen.
 
Was hältst Du von diesen ganzen Daily Soaps?
Die müssen dazugehören und das sollte auch schon sein, daß es die gibt. Aber ich persönlich finde schon wichtig, daß man mehr auf die Inhalte einer Serie achten sollte. Wie in der Lindenstraße eben.
 
Kannst Du Dir vorstellen den Murat auch noch mit 85 zu spielen?
So fern es Gott will... Also ich weiß es nicht. Ich schaue nie so weit in die Zukunft hinein, sondern lebe die Gegenwart.
 
Wenn Dir im Drehbuch irgendwann einmal eine Freundin zugeschrieben wird, wie sollte die sein?
Die Chemie zwischen uns sollte auf jeden Fall stimmen, aber so direkt eine Traumfrau habe ich nun nicht. [Erkan lacht]: Ich meine, ich würde schon gerne einmal mit Jennifer Lopez drehen, aber das ist jetzt zu weit hergegriffen.
 
Das Thema "Familie" kommt bei Dir in der Lindenstraße ja ziemlich kurz, bzw. in letzter Zeit gar nicht mehr vor. Würdest Du Dir wünschen, daß das wieder ein bißchen ausgeweitet wird?
Natürlich, warum nicht? Aber ich meine, wir haben mittlerweile so gute Geschichten, so daß das auch völlig in Ordnung ist. Unsere Autoren schreiben sehr gerne und gute Storys für Olli und Murat, mit denen ich mich gut identifizieren und arbeiten kann. Und das ist die Hauptsache.
 
Wie hat Dir damals die Story mit diesen Schwulenvideos gefallen?
Ich fand sie ziemlich gut, weil das irgendwie zu den Figuren Murat und Olli gepaßt hat. Wie gesagt, es gibt eben Themen, die darf man nicht so ernst nehmen, sondern sollte sie wirklich nur als Unterhaltung sehen. Wir haben in der Szene den Nagel auf den Kopf getroffen und es hat auch unheimlich viel Spaß gemacht. Ich bin auch kein eitler Schauspieler, sondern habe auch Mut zur Häßlichkeit und kann über mich selbst lachen. Man muß nicht immer versuchen schön auszusehen, sondern überzeugt sein und das ist das Wichtigste.
 
Was war das für ein Gefühl für Dich, als Du Dich zum ersten Mal in der Lindenstraße gesehen hast?
Ich war vorher sehr aufgeregt und als ich es dann gesehen habe, war ich mehr überrascht. Da dachte ich: "Das kann ich gar nicht sein." Ich meine, ich kannte das zwar schon vorher durch viele Demobänder und Kurzfilme, aber in der Lindenstraße war das irgendwie ganz anders. Es war aber auf jeden Fall schön und überwältigend. Allerdings auch ein bißchen komisch, weil man sich plötzlich aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet.
 
Gibt es Szenen, die Du schwierig zu spielen findest, z.B. wenn Du vor der Kamera heulen mußt?
Schwierig ist relativ. Wenn Du die Herausforderung annimmst und sagst: "Ich mach das", dann wird es zwar auch schwierig, aber dann geht es. Aber wenn Du sagst, Du traust Dir das nicht zu, dann wird es natürlich schwieriger. Es ist immer eine Sache des Selbstbewußtseins und einer gesunden Selbsteinschätzung.
 
Hattest Du, bevor es mit Dir in der Lindenstraße losging, Angst, daß die Kritiken eventuell schlecht ausfallen könnten?
Auf die Leute, die das sehen, habe ich keinen Einfluß. Die Leute müssen entscheiden, ob es ihnen gefällt oder nicht und meine Aufgabe ist es zu funktionieren und die Sache ernst zu nehmen und so gut wie möglich zu machen. Mittlerweile kann ich mit Kritik aber auch ziemlich gut umgehen.
 
Warum bist Du nie in Talkshows zu sehen?
Ich persönlich halte nicht so viel davon. Es sei denn, es gibt gute Themen, wie z.B. über Ausländerfeindlichkeit oder über bestimmte Krankheiten...
 
Würdest Du zum Beispiel auch nicht zu Harald Schmidt gehen?
Doch, Harald Schmidt ist cool. Da würde ich schon hingehen. Mit dem würde ich unheimlich gerne mal plaudern wollen.
 
Warum gibt es von Dir keine Homestories?
Ich möchte mein Privatleben mit der Öffentlichkeit schon ganz gerne trennen. Und ich meine, [Erkan lacht] noch ist kein Playboy auf mich zugekommen, also...
 
Hast Du privat Kontakt zu Deinen Kollegen?
Ich habe im Grunde zu allen, also zum Team und Ensemble, einen guten Bezug. Aber zu Willi am meisten, mit dem ich auch sehr gerne drehe, da wir beide gut miteinander harmonieren und uns die Bälle gegenseitig zuspielen.
 
Was macht Dir an den Dreharbeiten überhaupt keinen Spaß?
Die Warterei macht mir überhaut keinen Spaß, da ich auch ein sehr ungeduldiger Mensch bin. Aber bis jetzt hat es noch immer funktioniert. Toi, toi, toi.
 
Was machst Du in den Drehpausen?
[Erkan lacht]: Mich mit Willi prügeln... Nein, nein. Also man versucht in den Drehpausen seinen Text zu lernen oder ihn richtig drauf zu haben, oder man ißt was oder man versucht irgendwie abzuschalten, obwohl das nicht richtig gut funktioniert bei mir.
 
Wirst Du oft auf der Straße erkannt und nervt das manchmal auch?
Ich werde schon erkannt und das freut mich natürlich. Ich werde dann immer gefragt: "Was hast Du mit Deinem toten Onkel gemacht...?" Dann antworte ich manchmal: "Ja, das ist halt ne Serie". Und die Leute sagen dann: "Also das fanden wir nicht gut von Dir...". Dann sage ich: "Ja, ich auch nicht, aber es ist halt eine Serie."
 
Bekommst Du viel Fanpost?
Fanpost bekomme ich sehr viel und ich beantworte die auch alle.
 
Hast Du per Post auch schon Heiratsanträge bekommen?
Also Heiratsanträge noch nicht, aber das wäre mal lustig, wenn das passieren würde.
 
Was war das für ein Gefühl für Dich, als Du Dein erstes Autogramm gegeben hast?
Bei der ersten Autogrammkarte war ich so was von nervös und da dachte ich: "Warum wollen die Leute eine Autogrammkarte von mir haben?". Aber dann gewöhnt man sich daran und es ist immer wieder ein schönes Gefühl, aber am Anfang war das ungewohnt.
 
Wie hat sich Dein Leben durch die Lindenstraße verändert?
Verändert hat sich in dem Sinne überhaupt gar nichts. Es ist nur, daß man mit der plötzlichen Popularität versucht anders umzugehen. Trotzdem ist es ein wunderschönes Gefühl.
 
Was war das für ein Gefühl für Dich, als Du die Zusage für die Lindenstraße-Rolle bekommen hast und wem hast du als erstes davon erzählt?
Meine Mutter hat gesehen, wie ich umgefallen bin... Und da meinte sie: "Hey, Du bist doch gerade am Autofahren, fahr jetzt mal rechts ran und fall dann um..." Also bin ich rechts rangefahren und dann umgefallen. Auf jeden Fall war das ein sehr sehr schönes Gefühl damals. Aber ich habe ja auch daraufhin gearbeitet.
 
Du hast daraufhin gearbeitet in der Lindenstraße genommen zu werden?
Ein Jahr bevor ich in der Lindenstraße angefangen habe, stand ja schon fest, daß die eine solche Rolle wollten und da habe ich dann sofort zugeschlagen und wurde auch genommen.
 
Wie haben denn Deine Freunde und Bekannte reagiert, als sie erfahren haben, daß Du die Rolle hast?
Sehr positiv. Die meisten haben sich mit mir gefreut. Und die anderen haben sich auch mit mir gefreut. Dafür bin ich sehr dankbar.
 
Was erhoffst Du Dir von der 1000. Folge?
Also ich sage Dir die Wahrheit: Ich bin froh, daß es die 1000. Folge geben wird! Ich erhoffe da jetzt aber nichts, sondern lasse es einfach auf mich zukommen. Ich lasse mich da wirklich überraschen.
 
Fühlst Du Dich als Star?
Ich weiß nicht, wer das Wort Star erfunden hat, aber ich finde das albern. Wir sind hier auch nicht in Amerika und wenn die dort ein anderes Bild über Stars haben sollten, dann sollen die das machen. Aber Stars? Nee ich weiß nicht, ich kann damit einfach nichts anfangen.
 
Welchen Beruf würdest Du ausüben, wenn Du jetzt nicht in der Lindenstraße spielen würdest?
Dann wäre ich weiterhin eventuell Stuntman geblieben, denn was anderes habe ich nicht gelernt. Das heißt, ich habe zwar schon sehr viel gearbeitet, auch im Betrieb, aber da bin ich zu stark raus.
 
Als was hast Du denn in einem Betrieb gearbeitet?
Ich habe eine Schlosserlehre gemacht, die aber überhaupt keinen Spaß gemacht hat und ich auch froh war, als die Lehre vorbei war. Aber damals war ich auch erst 21.
 
Hast Du Dich als Stuntman schon mal ernsthaft verletzt?
Ich hatte z.B. schon eine aufgeschlagene Lippe, habe kaputte Knie gehabt... Stunts ist schon ein harter Job. Besonders als ich den Batman gespielt habe, maskiert war und dieses Kostüm tragen mußte, das war schon ziemlich hart.
 
Wenn Du Dein Leben noch einmal leben könntest, gibt's da Dinge, die Du heute anders machen würdest?
Auf jeden Fall. Ich würde den Leuten nicht mehr sagen, was sie zu tun haben. Heute sehe ich einiges gelassener. Früher habe ich mich zu viel in andere Dinge eingemischt.
 
Gibt es etwas, was Du den Lindenstraße-Fans und Zuschauern sagen möchtest?
Ja klar: Guckt immer weiter und wenn ihr nicht da wäret, wären wir auf jeden Fall nicht da, wo wir heute sind. Wir haben den Fans sehr viel zu verdanken. Danke, Danke, Danke!
 
Was hältst Du von diesem ganzen Fankult rund um die Lindenstraße?
Krass! Krass optimistisch! Krass positiv! Ich kann in eure Köpfe zwar nicht reingucken, aber ich finde das unheimlich schön. Dafür schätze ich euch alle. Ehrlich!

 

Steckbrief:
 
Geburtsdatum:
18. Dezember 1972
 
Geburtstort:
Iskenderun (Türkei); Erkan lebt seit seinem fünften Lebensjahr in Deutschland
 
Wohnort:
Köln
 
Größe:
1,85 m
 
Gewicht:
93 kg
 
Lieblingsstar:
Robert de Niro und in Deutschland finde ich Moritz Bleibtreu sehr gut.
 
Lieblingsfilm:
"Es war einmal in Amerika", "Good will hunting", "die Verurteilten" und, und, und. Es gibt mehrere.
 
Lieblingsserie:
"King of Queens" und die "Lindenstraße" natürlich.
 
Lieblingsbuch:
"Der Weg zum Glück" von Dalai Lama lese ich gerade und das ist sehr gut.
 
Lieblingsessen:
Da gibt's mehrere. Ich mag italienisch, libanesisch, thailändisch. Ich bin mit all solchen Essen aufgewachsen.
 
Lieblingsgetränk:
Nach wie vor Apfelschorle
 
Was magst Du gar nicht gerne essen?
Hunde und Katzen, wie die Chinesen es z.B. machen. Dieses exotische würde ich nicht essen wollen.
 
Lieblinsstadt:
Köln
 
Lieblingsland:
Das ist jetzt schwer. Es gibt viele Länder, die mir gefallen. Ich war in Spanien, in Italien, in der Türkei, in Griechenland...
 
Lieblingsfreizeitbeschäftigung:
Tai Chi, also Körperbeherrschung (das ist mittlerweile auch ein Hobby von mir geworden), Reiten...
 
Was geht Dir auf die Nerven?
Oberflächlichkeit, gemachte Leute (Spießer), also wenn man etwas verspricht und das nicht einhält, das geht mir wirklich auf den Keks.
 
Welche Eigenschaften sollen Deine Freunde haben?
Die sollen mir auf jeden Fall vertrauen!

 

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